Tobias Bergmann
Eine attraktive Innenstadt ist das Wohnzimmer der Neumünsteranerinnen und Neumünsteraner und das Schaufenster für Gäste in unserer Stadt. Dazu müssen wir die Innenstadt neu erfinden – wir müssen wieder Leben, Arbeiten und Wohnen dort verbinden. Eine systematische Entwicklung der Innenstadt wurde in den letzten Jahren versäumt, die Verantwortlichen haben in weiten Teilen ohnmächtig die Änderung von Kaufgewohnheiten beobachtet und sich in „Klein-Klein“ Diskussionen wir der Farbe des Radweges verzettelt.
Nicht erst durch die Schließung von Karstadt sind weitere Lücken in dem Einzelhandelsangebot entstanden – Aufgabe eines Oberbürgermeisters ist es aber nicht zu definieren, welche Geschäfte er persönlich in der Innenstadt wünscht. Er muss Rahmenbedingungen schaffen, dass insbesondere inhabergeführte Geschäfte sich wieder etablieren können. Diese Möglichkeit hat er bereits heute: So verantwortet die städtische WoBau den Leerstand ihres ehemaligen City- Büros in der Lütjenstrasse 2. Die Stadt kann einem Inhaber mit einem innovativen Konzept die Chance – auch mit einem entsprechenden Mietvertrag - bieten, an diesem Ort sein Geschäft zu gründen.
Die zentrale Lage und gute infrastrukturelle Erreichbarkeit sind nicht die einzigen Stärken, auf die Neumünster bauen kann. Beeindruckt bin ich von dem hohen gesellschaftlichen Engagement der Neumünsteranerinnen und Neumünsteranern: Ihnen liegt die Stadt und das Gemeinwesen am Herzen. Dieses Potential kann man noch viel stärker nutzen.
Ein strategischer Nachteil ist, dass die wissensintensive Beschäftigung im Landes- und Bundesvergleich unterdurchschnittlich ist. Deshalb müssen wir Neumünster als Standort für Fachkräfte stärken und das Thema „Hochschulanbindung“ konsequent angehen.
Zentrale Aufgabe des Citymanagement ist die wirtschaftliche Belebung des Innenstadthandels. Es ist Impulsgeber für die Entwicklung der Innenstadt, Vertreter der betroffenen Gewerbetreibenden und realisiert eigene Projekte. Wenn es diese Rolle ausfüllt, hat es eine zentrale Bedeutung.
Die Innenstadt braucht ein eindeutiges Einkaufsprofil, was sich vom DOC und der Holstengalerie abhebt und dieses ergänzt. Dies sind meines Erachtens inhabergeführte Geschäfte und Gastronomie. Online-Handel und stationärer Handel müssen sinnvoll miteinander verknüpft werden und die Mietpreise müssen runter. Und natürlich muss die Innenstadt zum Verweilen einladen.
Leerstand darf sich nicht lohnen, deshalb werde ich alle Initiativen des Gesetzgebers unterstützen, dies zu realisieren. Wir werden für Neumünster ein Leerstandskataster aufbauen und eine „Eigentümerversammlung Innenstadt“ einberufen. Als Stadt werden wir aktiv auf dem Immobilienmarkt auftreten, um zu verhindern, dass weitere Gebäude als Spekulationsobjekt missbraucht werden. Initiativen zum Leerstandsmanagement wie die der Nähmaschine werde ich aktiv unterstützen. Wir brauchen eine Gestaltungssatzung für die Innenstadt, die ein angemessenes Äußeres bei Leerständen verpflichtet.
„Die ganze Stadt im Blick“ – das ist mein Amtsverständnis als Oberbürgermeister, deshalb gehören die Interessen von Einzelhändler*innen und Gewerbetreibenden zu meinem Alltagsgeschäft. Und ich werde weiterhin am Großflecken an Markttagen einkaufen.
Dass Neumünster aktuell kein qualifiziertes Tourismuskonzept besitzt, was den Namen verdient ist ein großes Versäumnis – denn Neumünster besitzt touristisches Potential. Folgende Stärken liegen auf der Hand, die nur konsequent genutzt werden müssen:
- Neumünster als Zentrum des Binnenlandtourismus in Schleswig-Holstein
- Neumünster als messe- und Kongresszentrum
- Neumünster als Gastgeber für Skandinavien
Diese Potentiale können mit Hoteliers und Gewerbetreibenden gehoben werden. Weiterhin kann der künftige Kulturlockschuppen ein „Landmark“ für die Tourismusdestination Neumünster werden
Der Großflecken muss barrierefrei werden, die Politik hat die Verwaltung beauftrag, dies jetzt zügig umzusetzen. Dabei ist es die Aufgabe der Verwaltung ein effizientes Baustellenmanagement einzurichten, was die Beeinträchtigungen für die Gewerbetreibenden minimiert.
Memet Celik
Eine große Ausstrahlung hat es auf jeden Fall, wenn der Bezug zur Stadt/Region besteht. Zur Zeit kann ich für mich sagen, dass ich wenig bis gar keinen Bezug momentan erkenne.
- Pferdestadt = kein Hinweis in der Innenstadt
- Schwalestadt = ein Schwan als Sitzgelegenheit
- Textilstadt= das Museum in greifbarer Nähe wird nicht als Vorteil genutzt
- Industriestadt= Skulptur „Turbine“ ohne wirklich offensichtliche Bezugsherstellung.
Jede Stadt hat Ihren Charakter und mit wenig (finanziellem) Aufwand kann dies genutzt werden. Gutes Beispiel hierfür ist das Alte Stahlwerk mit dem Stahlofen zur Verdeutlichung des Bezuges. Eine positive Ausstrahlung zieht auch Auswärtige Menschen an und fördert die Verbundenheit der ortsansässigen Menschen zu Ihrer Stadt. Holstentor=Lübeck
Mit dem Wegfall von Karstadt ist eines unserer besten Pferde im Rennen gegen Amazon und Co. weggefallen. Karstadt hatte ein Sortiment von A-Z. Das Angebot muss nun spezieller werden, d.h. ein spürbarer Unterschied zum Internet muss her. Spontan fällt mir hier Frau Krauskopf mit Ihrem Konzept ein, das Lesen zum echten Erlebnis zu gestalten und zu zelebrieren. Die Holstenstraße hat einen Auszug aus solchem ausgefallenem Angebot. Das Angebot muss generationsübergreifend sein um auf möglichst breite Massen ansprechend zu sein. Eltern wollen in Ruhe shoppen und wären froh über Kinderbetreuung, während Senioren beim Kaffeeklatsch keinen Kinderlärm hören möchten, Jugendliche wiederum wollen gern dort „abhängen“ wo Leben ist. Unser Großflecken mit seinem enormen Platzangebot bietet für alle Interessen genug Entfaltungsmöglichkeit für eine lebendige Innenstadt. Einkaufen wird hier als ein Baustein des ganzen in diesem Konzept sich wiederfinden. Herr Meifert von Edeka Meyer hat ein neues Konzept im Freesencenter am Start und es wird gut angenommen. Einkaufen bedeutet mittlerweile mehr als sich eine Tüte Milch rauszuholen. Jahrzehntelang hat ALDI erfolgreich ohne 1 Pfennig Werbung zu machen den Markt bestimmt; heute ist das Kaufen von Paletten weg nicht gefragt. Die Trauringmacher vom Kuhberg sind seid Jahren erfolgreich mit der Idee, die Brautpaare bei der Herstellung mitmachen zu lassen und so ein Erlebnis daraus zu machen. Die Zentrale Lage von Neumünster zwischen zwei Ballungszentren und im Herzen von Schleswig-Holstein bietet strategisch einen enormen Vorteil. Ein dickes Plus um Geschäfte anzusiedeln wäre es, wenn die Diskussion um den Großflecken ein Ende finden und es Klarheit über den Ablauf geben würde. Kein Geschäft wird sich mit der Aussicht auf 3-5 Jahre Baustelle vor der Haustür hier ansiedeln. Da werden auch Starthilfen wie z.B. Mietübernahmen wenig helfen.
Für mich macht Neumünster die o.g. Lage sehr besonders, der nahtlose Übergang von Stadt in pure Natur, das Angebot an Freizeitaktivitäten (vor und hoffentlich nach Corona), die Bodenständigkeit der Neumünsteraner*innen. Meine persönliche Verbundenheit zu Neumünster kommt insbesondere durch die Heirat, die Geburt der gemeinsamen Kinder, dem sozialen Engagement, meiner beruflichen Existenz und unserem Hausbau in Neumünster.
Das Thema Öffentlichkeitsarbeit ist eine Chance, die hier noch nicht wirkungsvoll genug genutzt wird. Eine Schwäche ist das geringe Selbstvertrauen in der Stadt. Die Frage wo man wohnt wird schon fast entschuldigend beantwortet, dabei brauchen wir uns nicht zu verstecken.
Zu Zeiten von Herrn Keller wurden neue Impulse gesetzt und haben Ihren Platz gefunden wie z.B. die Wein und Stoffköste. Für mich als OB kann ein/e Citymanager*in einen kurzen Draht zu den Geschäftsleuten darstellen und somit kurze Entscheidungen herbeiführen. Ein Citymanagement sollte aufgrund der strafferen Struktur schnell agieren können und so auch mit der Verwaltung ggf. schnell Lösungen herbeizuführen, bevor Probleme zu groß werden.
Faktor Geld -je höher das Einkommen desto mehr die Lust am Shoppen als am sparen
Faktor Erlebnis - der Auftritt und die Rahmengestaltung bestimmen über nur Einkauf oder Erlebniskauf
Faktor Mobilität – wie bequem kommt man an die Geschäfte? Gibt es Alternativen genug zum Auto. Kunden entscheiden sich für den Einkauf an entfernteren Stellen, wenn dort die Erreichbarkeit besser ist.
Thema Baustelle muss geklärt werden. Arbeitsgruppe aus Geschäftsleuten und Verwaltung erarbeiten ein Bedarfskonzept, aktuell freistehende Geschäfte werden in Absprache mit Eigentümern mit Kunst, Kultur und mit stadtbezogenen Dingen gefüllt. z.B. Pferdeskulptur für Pferdestadt, oder Webmaschine mit Möglichkeit des Probierens an bestimmten Tagen. Generell könnte sich solch ein Imageladen mit ständig wechselnden Ausstellungen zu einem Magneten entwickeln. Neumünsterkarte umfangreicher gestalten und präsenter machen.
Einzelhandel und Gewerbe haben direkten Einfluss auf das Wohlbefinden, gefühlte Lebensqualität der Bürger*innen, entsprechend hoch wird mein Interesse hieran sein. Zusammenarbeiten schließe ich keine aus.
JA! Dosenmoor, Einfelder See, Rencks Park, Wittorfer Burg, Wasserturm, Museum, Fürsthof usw.. unsere Stadt hat ganz viele Orte und Dinge, die zu einer regelrechten Erlebnistour zusammengestellt werden können und entsprechend vermarktet werden sollten.
Bürgernähe, Sauberkeit, Sicherheit, Haushalt und Digitalisierung
Sven Radestock
Unsere Innenstadt soll wieder ein Ort der Begegnung werden. Ein Zentrum, in das die Menschen gern kommen, um andere zu treffen. Um sich zu begegnen, zu essen und zu trinken. Um mit der Familie und Freunden eine schöne Zeit zu verbringen, Kultur und Kunst zu erleben. Um in stressfreier Atmosphäre zu bummeln, sich beraten zu lassen und einzukaufen. Und vor allem auch: Um hier zu leben.
Das ist es, was die Innenstadt der Zukunft ausmacht. So wird sie attraktiv – für alle, die hier wohnen ebenso wie für die, die hier arbeiten oder nur zu Besuch kommen. Wenn wir uns Neumünsters geografische Lage ansehen, stehen wir in Konkurrenz zu dem eher naturgeprägten Angebot der Küsten im Osten und Westen und zu dem urbanen Angebot aus Kiel und vor allem Hamburg in Norden und Süden. Hier einen eigenen Schwerpunkt zu setzen - ein mittelstädtisches Angebot im Grünen mit kurzen, attraktiven Wegen - könnte die Lösung für uns sein.
Was mir zu allererst fehlt, ist eine gemeinsame Linie - und das beginnt bei den Öffnungszeiten. Gerade mit Blick auf die Konkurrenz aus dem Internet, mit der wir werden leben müssen, ist es unattraktiv, wenn ich beispielsweise Sonnabend nachmittags immer wieder vor verschlossenen Türen stehe. Das heißt nicht, dass alle Geschäfte rund um die Uhr geöffnet haben müssen oder dass es strikte Vorschriften wie in der Holstengalerie geben muss. Aber deutlich kommunizierte Rahmenöffnungszeiten wären im Sinne gerade auch neuer Kundinnen und Kunden.
Attraktive Geschäfte wären für mich solche, die es in dieser Form woanders nicht oder nur selten gibt. Weil sie sich im Angebot oder im Service oder in persönlichen Besonderheiten von anderen, vor allem von Filialisten unterscheiden. Ein mögliches Modell wäre für mich, es Gründerinnen und Gründern zu ermöglichen, sich zunächst quasi probeweise zu versuchen. Dies kann durch so genannte Pop-Up-Stores geschehen oder auch durch Geschäfte, in denen mehrere Anbieter unter einem Dach gebündelt werden.
Sehr wesentlich für eine zukunftsfähige Innenstadt ist es aber auch, dass wir mehr Angebote zur Begegnung schaffen. Das sind gastronomische Bereiche, aber auch Orte, die die Besucher*innen an sich erstmal nichts kosten.
Die Lage ist für mich eine eindeutige Stärke. Sie war für mich selbst damals ausschlaggebend, um hier meinen Wohnort einzurichten - ich bleibe flexibel, selbst wenn es mich beruflich in eine andere Himmelsrichtung verschlägt. Es ist aber auch der Aufbau und die Lage der Innenstadt: Welche andere Stadt bieten ihren Bewohner*innen und Besucher*innen schon die Möglichkeit, in Ruhe einmal im Kreis zu bummeln? Welche andere Stadt hat mitten im Zentrum einen großen Platz, auf dem sie viele attraktive Veranstaltungen anbieten kann, ohne damit die bestehenden Unternehmen in Bedrängnis zu bringen (z.B. indem ihre Eingänge aus Platzmangel zugestellt werden müssen)?
Wir haben außerdem eine Tradition als Industrie-/ Tuchmacherstadt und auch als Eisenbahnerstadt. Kleidung/Mode ist ebenso wie Technik nach wie vor ein inhaltliches Zugpferd für viele Menschen, das wir mehr nutzen müssen.
Für mich ist es eine deutliche Schwäche, dass diese Stärken bisher nicht erkannt und genutzt werden. Wir könnten unsere Potentiale, die unsere Stadt unverwechselbar machen, benennen und entwickeln.
Statt dessen erlebe ich, wie unser Neumünster nach außen negativ dargestellt wird. Das haben wir zum Beispiel bei der Diskussion um die künftige Gestaltung des Großfleckens erlebt. Der Tiefpunkt war für mich persönlich jedoch im vorigen Oktober ein großer Artikel im Magazin „Stern“. Wie ein Schlag ins Gesicht fühlte sich das an - Ich lese da, wie unsere Stadt aufgegeben wird und überregional als schlechtes Beispiel für falsche Innenstadt-Entwicklung dienen soll.
Wir müssen uns aber nicht verstecken. Ich möchte, dass wir mit unserer Innenstadt selbstbewusst umgehen und stolz sein können.
Es ist wichtig, dass alle, die mit unserer Innenstadt zu tun haben, an einem Strang und dazu auch noch in dieselbe Richtung ziehen. Da sollte das Citymanagement eine wichtige Koordinierungsfunktion übernehmen.
Die Idee, Veranstaltungen unterschiedlicher Art mit der Bezeichnung „Köste“ ein Alleinstellungsmerkmal zu geben, finde ich sehr gut - aber wir müssen darauf achten, dass wir uns nicht auf kleinen Erfolgen ausruhen. Das ist übrigens auch der Kern der Kritik, die ich an den verkaufsoffenen Sonntagen habe: Abgesehen davon, dass ich es für wichtig halte, den Sonntag als Besonderheit in der Woche zu erhalten, ist ein verkaufsoffener Sonntag ein Modell, das es überall im Land gibt, das insofern nichts Besonderes mehr ist. Was die Einnahmen betrifft, so können die Händler*innen froh sein, wenn sie am Ende finanziell unbeschadet da herauskommen - so voll es am Sonntag in der Stadt sein mag, so leer ist es an den Tagen danach. In erster Linie, so habe ich es gerade von der IHK gehört, dient ein solcher Aktionstag dem Image einer Stadt. Doch wie besonders, wie unverwechselbar kann dieses Image sein, wenn alle Städte das gleiche Rezept anwenden?
Ein aktives Citymanagement ist also gefragt, neue Ideen zu entwickeln, die unsere Stadt attraktiv nach außen wirken lassen und sie dabei von anderen Städten positiv unterscheiden lässt. Dazu gehört im Übrigen auch ein attraktives Erscheinungsbild - das fängt bei mehr Grün und einer gewissen Sauberkeit an und hört nicht dabei auf, die bestehenden Narben im Stadtbild zu verschönern.
Und noch etwas ist wichtig: Wir dürfen nicht nur die Zielgruppen im Auge haben, auf die unser jetziges Angebot bereits ansetzt. Wir müssen auch auf die Menschen gucken, die immer seltener in die City gehen, weil sie ihnen nichts oder vermeintlich nichts bietet.
Der Großeinkauf in Einkaufscentern und der bequeme Einkauf zu jeder Zeit im Internet - das sind Entwicklungen, die wir zwar beklagen, die wir aber nicht stoppen oder gar aufhalten können. Wenn ich genau weiß, was ich kaufen will, ist der Weg übers Internet unschlagbar.
Den Tod für den Einzelhandel muss es trotzdem nicht bedeuten - so wie es vor Jahrzehnten auch das Aufkommen der Versandhäuser nicht war, obwohl genau dies damals befürchtet wurde.
Wenn ich im Internet einkaufe, geht dies schnell, bequem und in vielen Fällen auch billiger.
Also muss ich mich als Innenstadt fragen: Was kann ich bieten, damit die Menschen auch zu mir kommen, obwohl es mehr Zeit kostet, obwohl ich mich dafür bewegen muss und obwohl es vielleicht etwas mehr kostet?
Die Rezepte sind den meisten Unternehmer*innen bekannt: Besonderes, unterscheidbares Angebot, persönliche Beratung, menschlicher Kundenkontakt. Das muss jedes Geschäft für sich beantworten - und es gibt ja bereits gute Beispiele dafür bei uns in Neumünster. Dazu gehört es auch, den Weg des Internets für sich zu nutzen. Die Buchhandlungen sind da wirklich vorbildlich - es gibt keinen wirklichen Grund, beim ungeliebten Großhändler zu bestellen, bei dem sich Empfehlungen auf ein „Andere Kunden bestellten auch....“ beschränken.
Gefragt ist hier aber auch die Innenstadt insgesamt. Denken wir zum Beispiel an junge Familien: Der Wochenend-Bummel, die Suche nach Geschenken fällt doch viel leichter, wenn der Besuch der Innenstadt auch für die Kinder attraktiv ist. Das muss nicht Halli-Galli sein: Spielmöglichkeiten, schöne Außenflächen, regelmäßige kindergerechte und möglichst kostenfreie Unterhaltungsangebote in der Fußgängerzone, vielleicht auch etwas Musik können schon viel ausmachen.
Offenbar gibt es hier kein Patentrezept, sonst würde nicht Neumünster schon seit Jahren mit diesem Problem kämpfen und sonst hätten nicht auch viele andere Städte dasselbe Problem.
Aufgabe der Kommunalpolitik ist es, das Umfeld attraktiv zu gestalten. Die Innenstadt aufzuwerten. Das bisherige Modell - und auch das gilt nicht nur für Neumünster - ist nicht zukunftsfähig. Es bringt nichts, sich darüber die Köpfe heißzureden, ob die Holstengalerie nun eine gute Idee war oder nicht.
Wir können nicht an einem Konzept festhalten, das aus der Nachkriegszeit stammt und die damaligen, im Aufbau befindlichen Konsumgewohnheiten berücksichtigt. In die zukunftsfähige Innenstadt gehören neben Geschäften zum Bummeln auch kulturelle und bildende Angebote, Begegnungsmöglichkeiten (auch kostenlose), (Büro-) Arbeitsplätze und vor allem auch Wohnungen.
Dies zu planen, ist eine Aufgabe der Politik - aber nicht nur. Hier müssen alle Beteiligten an einen Tisch. Unser GRÜNER Ansatz, hierfür einen zeitlich und inhaltlich begrenzten Bürgerrat einzurichten, ist ja leider - trotz Unterstützung der FDP - in der Ratsversammlung am Widerstand der großen Parteien gescheitert. Er liegt damit für den Rest der Wahlperiode erstmal auf Eis.
Somit müssen wir andere Wege finden. Eine Stadtentwicklungsgesellschaft schwebt mir da als eine Möglichkeit vor.
Zudem werde ich das Gespräch suchen, inwiefern sich Citymanagement und Wirtschaftsagentur auch gemeinsam gegen den Leerstand engagieren können. Einige weitere
Möglichkeiten wie Pop-Up-Stores oder Geschäfte auf Probe habe ich ja bereits genannt.
Die Kommunikation zwischen allen Menschen, die in und für Neumünster etwas bewegen wollen, wird breiten Raum einnehmen. Ein Oberbürgermeister leitet die Verwaltung, er sollte sich dabei jedoch nicht hinter seinem Schreibtisch oder alt eingesessenen Vorschriften und Abläufen verschanzen, sondern dort hingehen, wo auch die Menschen sind. Lösungen suchen, sich zuständig fühlen, machen statt Macht. Mit diesem Ansatz werde ich auch auf Vertreterinnen und Vertreter von Einzelhandel und Gewerbe zugehen.
Insofern können Sie sich sicher sein, dass wir direkten und unkomplizierten Kontakt pflegen werden. Ich orientiere mich da weniger an den bisherigen Gepflogenheiten in Neumünster, sondern vielmehr an erfrischenden Beispielen aus Stuttgart, Tübingen oder Rostock. Salopp gesagt: Dort fragt der OB nicht lange, wer denn für die ausgefallene Glühbirne zuständig ist - er tauscht sie einfach aus.
Neumünster hat es schwer, touristisch gegen die Hochburgen an Nord- und Ostsee anzukommen. Doch das Gute ist: Dies ist überhaupt nicht schlimm. Denn unsere Stärke ist unsere Lage! Wer zum Urlaub nach Schleswig-Holstein kommt, für die oder den ist Neumünster eine gute Wahl, um von hier aus überall gut und schnell hinzukommen. Neumünster als Basis sozusagen - aber nicht nur: Wir können und müssen auch kulturell einiges bieten, sollten gute gastronomische Angebote in jeder Preisklasse haben, und über das Interesse an Textil und Technik hab ich ja schon was gesagt. Tierpark, Einfelder See, Dosenmoor, Brachenfelder Gehölz, Wittorfer Burg - all das sind darüber hinaus Schätze, die wir viel besser nutzen und nach vorne stellen müssen.
Wenn ich mich außerdem frage: Was gefällt mir besonders, wenn ich woanders im Urlaub bin, dann fallen mir auch vermeintliche Kleinigkeiten wie Wochenmarkt oder südländisch geprägte Mini-Geschäfte ein - auch die gibt es bei uns!
Es gilt auch hier, unser Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Ich werde im Gespräch ausloten, ob sich nicht auch eine stärkere Zusammenarbeit der Stadt mit dem Stadtmarketing und möglicherweise auch mit der Wirtschaftsagentur anbietet. Wir müssen in diesem Bereich aber auch realistisch bleiben: Der Messe-Tourismus wird in meinen Augen immer eine größere Rolle spielen als der Tourismus aus dem Prospekt. Luxushotels in landschaftlich sensiblen Lagen wie dem Einfelder See halte ich deshalb auch für den falschen Weg. Menschen, die Schleswig-Holstein wegen der Natur besuchen, orientieren sich eher Richtung Küste. Anderenfalls wäre auch das Kirchenkreis-Jugendheim in bester Lage direkt am See nicht längst Geschichte.
Diese Frage wird mir häufig gestellt - und ich kann sie nicht endgültig beantworten. In einer Zeit, in der wir alle flexibel auf immer wieder neue Situationen reagieren müssen, kann ich nicht seriös vorhersagen, was im September obenauf liegt. Stecken wir dann immer noch in der Pandemie, droht uns gerade eine weitere Welle oder müssen wir uns mit den Folgen der schmerzhaften Lock-Downs beschäftigen? Ich habe einen klaren Plan für ein zukunftsfähiges Neumünster. Einfach so weitermachen wie bisher, das geht nicht - das zeigen ja auch die Missstände, die Sie in Ihren Fragen zur Sprache bringen.
Eine krisenfeste Stadt mit Zukunft, eine faire und klimafreundliche Wirtschaft, Klimaschutz und Mobilität für alle, ein gutes Zusammenleben miteinander und füreinander - und nicht zuletzt: eine offene und unkomplizierte Stadtverwaltung - das sind die Themenfelder, die mir klar am Herzen liegen. Und die will ich gern mit Ihnen und den Menschen in Neumünster angehen.
Dr. Olaf Tauras
Eine Innenstadt ist immer ein wichtiger Identitätsraum für jede Stadt, der Raum, der sie unverwechselbar macht. Mit diesem Raum sollten sich die Menschen, Besucherinnen und Besucher wie auch die Einwohnerinnen und Einwohner der Stadt selbst identifizieren können. Sie müssen ihn mit positiven Erlebnissen verbinden, um ein positives Bild der Stadt zu erhalten. Insofern ist es extrem wichtig, dass die Innenstadt eine hohe Attraktivität hat.
Das Einzelhandelsangebot in Neumünster hat in den letzten Jahren gelitten, viele Leerstände sind entstanden. Insofern fehlen attraktive Einzelhandelsangebote aus allen inhaltlichen Segmenten, sowohl inhabergeführter Einzelhandel als auch interessante Ketten. Allerdings brauchen wir auch mehr attraktive Gastronomie, mehr Angebote aus den Themenbereichen Bildung, Kunst und Kultur sowie andere öffentliche Angebote. Weiterhin sollten wir das Wohnen in der Innenstadt forcieren. Der Mix wird die Attraktivität bringen, insofern möchte ich gerne mit allen Akteuren (Citymanagement, Einzelhandelsverband, Unternehmensverband, IHK, Kreishandwerkerschaft, Haus und Grund, Holsten-Galerie etc.) ein Aktionsbündnis Innenstadt gründen, das gemeinsam an Handlungsvorschlägen arbeitet, um die Innenstadt zu beleben. Zur Finanzierung von Aktivitäten möchte ich das neue Programm der Landesregierung Schleswig Holstein für die Innenstädte nutzen.
Neumünster hat als lebens- und liebenswerte Stadt so viele Stärken, dass eine vollständige Aufzählung den Rahmen dieser Beantwortung sprengen würde. Nur so viel: Als städtisches Oberzentrum hat Neumünster neben tollen Wohngebieten ein breites Angebot an Infrastruktur in fast allen Bereichen zu bieten, ist aber in der Größe überschaubar geblieben. Man kennt sich in der Stadt und kann so vieles gemeinsam bewegen. Als Schwäche möchte ich zum einen die immer noch fehlende Hochschule nennen, ein Schlüsselfaktor für die Entwicklung der Stadt und ein Thema, dem ich mich intensiv widme. Als eine weitere Schwäche ist die bestehende Sandwich-Position zwischen Hamburg und Kiel zu nennen, durch die viel Kaufkraft in der Region verloren geht. Arbeiten müssen wir zudem am zum Teil immer noch zu wünschen lassenden Image unserer Stadt.
Das Citymanagement ist für mich das Thema, bei dem Einzelhandel und weitere interessierte Privat-Akteure, organisiert im Stadtmarketing Verein, zusammen mit Stadtverwaltung und Selbstverwaltung an der positiven Entwicklung der Stadt, hier schwerpunktmäßig der Innenstadt, zusammenarbeiten. Diese Art der Kooperation ist aus meiner Sicht ein Erfolgsmodell, deshalb habe ich mich auch für den Aufbau und Erhalt dieser Strukturen eingesetzt. Gerade durch diese kann ein aktives Citymanagement ganz wesentlich zum Erfolg beitragen, indem es Aktivitäten entfaltet, die die Attraktivität der (Innen-)Stadt für Besucherinnen aller Art – von innerhalb und außerhalb der Stadt - deutlich erhöht, z.B. durch Veranstaltungen aller Art (etwa die verschiedenen Kösten oder verkaufsoffene Sonntage) oder durch andere Maßnahmen (z.B. Gutschein-System).
Entscheidend wird es sein, ein vielfältiges Einzelhandels-Angebot zu etablieren, welches sowohl individuelle Angebote als auch Ketten beinhaltet. Dabei sollten Geschäfte unterschiedlicher Größenordnung sein. Der wesentliche Erfolgsfaktor wird dann darin bestehen, ein solches Angebot mit gastronomischen und kulturellen Angeboten zu verbinden. Daneben sollte auch ein einheitlich hoher Qualitätsstandard im Neumünsteraner Innenstadt-Einzelhandel vereinbart werden, der beispielsweise einheitliche Öffnungszeiten etabliert.
Wir brauchen dringend ein aktives Leerstandsmanagement, das zunächst den bestehenden Immobilienbestand inkl. Leerständen erfasst, dann mit den Eigentümern an der Entwicklung der Bestände arbeitet und dann gemeinsam mit den Makler-Unternehmen die Vermarktung durchführt. Möglicher Träger einer solchen Maßnahme könnte das Citymanagement sein.
Sie werden weiterhin einen hohen Stellenwert haben. Dazu gehören weiterhin eine enge Vernetzung mit Unternehmensverband, Einzelhandelsverband und Kreishandwerkerschaft sowie die Fortsetzung meiner Arbeit im Citymanagement Beirat.
Neumünster ist derzeit schwerpunktmäßig ein Standort für Tages- und Geschäftstouristen. Das Potenzial besteht aus meiner Sicht darin, verstärkt Menschen für einige Tage, etwa für ein Wochenende in die Stadt zu holen und vorhandene Einzelhandelsangebote, Gastronomie und touristische Points of Interest miteinander zu verbinden. Derzeit fehlt uns eine Tourismus-Organisation, die solche Angebotspakete schnüren könnte. Die Schaffung einer solchen Organisation oder die Betrauung einer Organisation mit dieser Aufgabe sollte aus meiner Sicht dringend politisch diskutiert werden.
- Gründung eines Aktionsbündnisses Innenstadt
- Neukonzeption der Stadtbücherei als neues „Haus der Bildung“ im ehemaligen Karstadt-Gebäude
- Umsetzung der Beschlüsse der Ratsversammlung zum Großflecken, möglichst zunächst Neupflasterung der Radwege und Herstellung von Überwegen über die Straße
- Schaffung neuer Wohngebiete, auch für Einfamilienhäuser sowie Schaffung neuer interkommunaler Gewerbeflächen
- Weitere Aktivitäten zur Schaffung eines Hochschul-Standortes Neumünster